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Silicon Valley – Business as usual?

Für viele Zeitgenossinnen und -genossen bietet das Silicium-Tal immer noch die beste Lösung für das andauernde Arbeitsplatzproblem. Aber es zeigen sich Risse in dieser schillernden Wand. Denn die neuen Unternehmen brauchen nur wenige Mitarbeitende mit hohen Qualifikationen, die nicht allzu viele vorweisen können. Und das gilt selbst für die frisch Graduierten der Universitäten.

 

Wer die Elektronikindustrie seit Längerem beobachtet, wird in den letzten Jahren bemerkt haben, dass die «traditionellen» Unternehmen nur noch bedingt im Zentrum des Geschehens stehen. Einige Insider meinen, dass sich das Silicon Valley zu einem ganz normalen Business entwickelt hat – genau wie die Wall Street, das Ölbusiness oder die Autoindustrie.

Die «reinen» Internetfirmen, wie Google oder Facebook, sind jetzt als junge Garde hinter dem grossen Geld her. Hinweise über jede Menge Fehlstarts sind aber selten. So berichtet aber zum Beispiel der Informationsdienst CB Insights, dass es fast 70 Prozent der Start-ups nicht über die zweite Finanzierungsrunde schaffen. Es scheint, dass die grossen Unternehmen den Ideenmarkt gewissermassen unter ihrer Kontrolle halten und Erfolg versprechende Start-ups mit einem schnellen Griff ins eigene Boot ziehen. Das schafft ein paar weitere Millionäre, aber keine Arbeitsplätze.

Abwerbeverbot soll Löhne tief halten

Dazu kommt ein weiterer Aspekt: Es halten sich seit Jahren die Gerüchte, dass zahlreiche Unternehmen Vereinbarungen abgeschlossen haben, die ein Abwerben von Arbeitskräften untereinander ausschliessen und damit die Gehälter niedrig halten. Der Komplex beschäftigt inzwischen die Gerichte, denn ein Richter liess einen Widerspruch von Apple, Google, Adobe und Intel gegen ein Verfahren nicht gelten, das nach Angaben des Wall Street Journal 64 000 Leute der 4 Unternehmen in den Jahren 2005 bis 2009 betrifft.

Die Cloud verändert den Finanzbedarf

Während der Geldfluss des Risikokapitals immer dünner wird, scheint sich mit «Kickstarter» eine finanzielle Alternative für die Firmenstarter der jungen Garde anzubieten. Kickstarter will mit 5,8 Millionen Beteiligten bereits 3 Milliarden Dollar an Gründungskapital aufgebracht haben. Denn welcher Jungunternehmer mit einer «neuen» Internetidee braucht noch riesige Geldsummen für einen Firmenstart, wenn das Cloud-Computing den Serverbedarf zum Billigtarif abdeckt? Zudem warten die guten Programmierer nur darauf, den grossen Finanzhit zu machen. Erwähnt sei hier die OpenStack-Initiative, eine Zusammenarbeit von Entwicklern und Cloud-Computing-Spezialisten mit dem Ziel einer Open-Source-Plattform für öffentliche und private «Wolken». Entwickelt wurde OpenStack von Rackspace Hosting und der NASA.

Umsatz ja – Arbeitsplätze nein

Der Erfolg der neuen Garde basiert nicht auf physikalischen Produkten oder Serviceleistungen, sondern weitgehend auf den Informationen, welche die Abonnenten der diversen sozialen Netzwerke freiwillig hergeben. Kann also zum Beispiel eine bessere Suchmaschine das Google-Imperium ins Wanken bringen? Und dabei viele Arbeitsplätze schaffen? Ein aktuelles Beispiel: Twitters Marktwert lag nach einschlägigen Schätzungen zwischenzeitlich bei 50 Milliarden Dollar – mit nur rund 2300 Mitarbeitenden. Dow Chemical, mit einem damals ähnlichen Marktwert, brachte es auf rund 23-mal so viele.

Der Wirtschaftsmotor stottert

Die Ewing Marion Kauffmann Foundation stellte in einer Studie fest, dass der amerikanische Wirtschaftsmotor stottert, besonders der Hightech-Sektor. Im Fadenkreuz der Studie ist der STEM-Bereich (Science, Technology, Engineering, Math), der nach dem Jahr 2000 weniger dynamisch ist und immer weniger Arbeitsplätze mit sich bringt.

Hier ist nur ein Teil des Berichts aus dem Silicon Valley abgedruckt. Mehr dazu findet sich im Download-Center.