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Swiss Engineering erneuert sich

Mit dem Projekt «New Swiss Engineering» reagiert der Schweizer Ingenieurs-Verband auf die veränderte Marktsituation. Strukturelle Veränderungen stärken die Zusammenarbeit zwischen dem Zentralvorstand und den Sektionen. Damit setzt der Verband seine Vision um, als Sprachrohr der Technik aufzutreten.

 

Swiss Engineering – seit 1905 Sprachrohr der Technik in der Schweiz – hat vor vier Jahren das Projekt «New Swiss Engineering» gestartet, mit dem Ziel, einen Zuwachs an Ingenieuren und Architekten für seine Sektionen, Fachgruppen und den Zentralverband zu gewinnen. Der Berufsverband zählt 13 000 Mitglieder, die sich in 25 Sektionen und 23 Fachgruppen organisieren. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er Ingenieure und Architekten unabhängig von Fachhochschulen, ETH und EPFL verbindet. Mitglieder haben die Möglichkeit, sich einer geografisch organisierten Sektion oder einer der Fachgruppen nach Thema orientiert wie Life Sience, Aerospace, Elektronik, Informatik oder Architektur anzuschliessen. Eine wichtige Funktion der Sektionen und Fachgruppen besteht darin, die Verbindung zu Fach- und Hochschulen aufrechtzuerhalten.

Fachhochschulen springen ab

In den letzten Jahren verloren viele der Sektionen ihre Heimfachhochschule, bedingt durch die Reorganisation der Fachhochschulen und die Bildung der Hochschulregionen. Plötzlich stand der Verband mit einer nicht mehr zeitgemässen Struktur da: Es gab Sektionen und Fachgruppen als autonome, regional verankerte und eigenständige Vereine im Sinne des OR. Darüber stand ein Zentralverband ohne klare Zuordnung zu Fachhochschulen. Hochschulen sind nicht nur die Quelle für Neumitglieder, sie sind auch wichtig für die Kollaboration bei Anlässen und für die Verbindung zwischen Verband, Mitgliedern und Unternehmen. Viele Ingenieure sind in KMU angestellt oder wählen die Selbstständigkeit in Form von Ingenieurbüros. Für sie ist der Zugang zu Fachhochschulen besonders wichtig. Und genau hier kann der Berufsverband wertvolle Dienste leisten.

Der erste Vorschlag für eine Reorganisation wurde abgeschmettert

In der Wirtschaft hätte die Geschäftsleitung auf diese veränderte Marktsituation mit einer klassischen, zentral gelenkten Reorganisation reagiert. Einige Mitarbeiter hätten gewonnen und andere verloren. Und nach ein bis zwei Jahren wäre die Firma wieder in einem eingeschwungenen Zustand. Wie schon eingangs erklärt, ist Swiss Engineering kein zentral gelenkter Verband. Die Mitglieder sind mit der Sektion und Fachgruppe in direktem Kontakt. Die Sektionen und Fachgruppen sind finanziell unabhängig, und die Delegiertenversammlung – das oberste Entscheidungsgremium – besteht in der Mehrzahl aus Delegierten der Sektionen und Fachgruppen.

Aus dieser Konstellation hatte der ersteVorschlag, den Verband in eine Struktur mit acht Regionen und überregionalen Fachgruppen umzubauen, keine Chance, angenommen zu werden. Der Vorstand der FAEL (Fachgruppe für Elektronik und Informatik) hat diesen Vorschlag auch abgelehnt, weil für die meisten Fachgruppen die geografische Zuteilung zu Fachhochschulen kein zentrales Thema und die Mitgliederzahl konstant oder sogar steigend ist. Dadurch konnte die FAEL ihren Mit- gliedsbeitrag in den letzten Jahren mehrmals reduzieren. Man sah keinen Grund, sich kurzfristig unnötig aus der Komfortzone zu begeben und die operative und finanzielle Unabhängigkeit aufzugeben; wohl wissend, dass längerfristig eine Transformation in eine professionelle, schlanke Matrix-Organisation unumgänglich ist.

New Swiss Engineering wird umgesetzt

Eine abgeänderte Variante dieses Vorschlags, New Swiss Engineering, wird aktuell im Verband implementiert. Das Konzept enthält wieder die Regionen als eines der neuen Gefässe, jedoch werden die Sektionen und Fachgruppen in der alten Form belassen. Die Verantwortlichen einer Regionen setzen sich dafür ein, dass die jeweiligen Aktivitäten, welche durch die zugehörigen Sektionen, Fachgruppen oder Arbeitsgruppen erarbeitet und lanciert werden, für die Mitglieder einfach zugänglich sind. Durch die Bündelung von Kompetenzen und Ressourcen werden neue Gefässe wie Konferenzen, Tagungen oder Podiumsgespräche ermöglicht. Der Präsident repräsentiert die Region und ist dafür verantwortlich, die Sichtbarkeit und die Wahrnehmung des Verbandes von aussen zu stärken. Gleichzeitig bildet er die Anlaufstelle für Fachhochschulen, Behörden und Industrie. Der Präsident wird von einer professionellen, administrativen Fachkraft unterstützt.

Ein gemeinsames Finanzierungskonzept soll den Verband zusammenhalten

Eine einzelne Region ist keine juristische Person. Sie ist eine reine koordinative Plattform, welche durch finanzielle Mittel vom Zentralverband getragen wird. Die Delegiertenversammlung hat diesem Projekt zugestimmt und die Finanzierung auf drei Jahre gesichert. Das geschieht mit einem zusätzlichen, befristeten NSE-Beitrag vom Mitglied sowie von den Sektionen resp. Fachgruppen und vom Verband. In den kommenden Jahren muss der Zentralverband ein Finanzierungskonzept erarbeiten. Das soll verhindern, dass jede Region diesen Punkt individuell löst und dadurch ihre Hauptaufgabe nicht mehr wahrnimmt. Aktuell haben sich die Regionen formiert, befinden sich in der Aufbauphase und werden teilweise schon von aussen wahrgenommen. Erste Ideen werden angegangen und umgesetzt.

Die FAEL hat sich der Region Nordwestschweiz angeschlossen. Im weiteren Verlauf wird sich die Fachgruppe in jeder Region in der deutschen Schweiz einbringen. Zunächst müssen aber noch entsprechende Vorstandsmitglieder gefunden wurden.

Ingenieure spielen die zentrale Rolle

Als neues Gefäss schuf der Verband die Interdisziplinären Fachkommissionen (IFK), in denen sich die Fachgruppen ideal einbringen können. Die IFK «Energie, Mobilität und Umwelt» ist die erste Umsetzung dieser Idee. Mitglieder der FAEL haben sich daran beteiligt und am Positionspapier zur Energiestrategie 2050: «Ingenieure spielen die zentrale Rolle» mitgearbeitet. Aus Sicht der FAEL sind diese Kommissionen ein wichtiges Element bei der Umsetzung der Vision zum «Sprachrohr der Technik» zu werden. Wenn es gelingt, Ingenieurs- und Architektenwissen in Arbeitsgruppen zusammenzubringen, kann der Verband wichtige Beiträge zu aktuellen Themen in Form von Vernehmlassungen und Positionspapieren aus der Sicht der Ingenieure und Architekten erbringen.

Infoservice


Thomas Hauser


Langackerweg 10, 5003 Würenlingen


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