David Wilson, skizzieren Sie uns kurz Ihren bisherigen beruflichen Weg bis zu Ihrer heutigen Funktion.
David Wilson: 1985, also vor 30 Jahren, schloss ich mein Physikstudium an der State University of New York ab. Nach einigen Jahren bei Xerox ging ich zu einer zu Keithley Instruments gehörenden Firma – an beiden Stellen war ich in der Messdatenerfassung tätig. Ich arbeitete damals bereits mit wissenschaftlichen Soft- und Hardware-Tools. 1991 ging ich dann zu National Instruments, anfangs arbeitete ich als Sales Engineer in Detroit, wo ich den grossen amerikanischen Autoherstellern helfen durfte, ihre Mess- und Testprobleme unter Verwendung von NI-Produkten zu lösen. Mitte der Neunziger Jahre ging ich in unsere Zentrale nach Austin, Texas. Dort verantwortete ich den Bereich «Data Acquisition», danach ging ich nach Japan und leitete dort unsere Niederlassung als internationaler Marketing Manager. 2010 übernahm ich die heutige Funktion als «Director Academic Program». Das Academic Program startete unser Unternehmen 1998 – es hat also eine gute Tradition.
Was zeichnet Sie als Leiter des Academic Programs speziell aus?
Wilson: Als Sales Manager musste ich unseren Kunden immer die für deren Probleme optimalen Produkte und Lösungen verkaufen. Es ging primär um Spezifikationen und Preise – ich weiss also, was der Entwickler und der Testingenieur in der Industrie braucht. Dank diesem Wissen und dem gewonnen Know-how kann ich nun als Ausbildungsverantwortlicher unser Lehrangebot exakt auf diese Bedürfnisse hin abstimmen und umsetzen. Mit dem Academic Program bauen wir für die Studenten und Auszubildenden eine Brücke von der Theorie in die Praxis.
Welche Strategie verfolgen Sie mit diesem Programm?
Wilson: Nur wer frühzeitig in Ausbildung und Wissen investiert und dabei auf innovative und nachhaltige Konzepte setzt, wird den globalen Herausforderungen positiv begegnen können. Dazu stellen wir spezielle Produkte und Ressourcen für Schüler, Auszubildende und Studenten bereit, um die technische und wissenschaftliche Ausbildung zu unterstützen. Das ist unsere Intension. Wir wollen der technischen Jugend mit modernen Tools helfen, komplexe Prozesse abzubilden und dieses zu verstehen. Wenn uns das gelingt, sind diese Personen später auch in der Lage, diese Systeme aus den einzelnen Elementen aufzubauen
Wie sieht Ihr Alltag aus?
Wilson: Unsere Studenten und Auszubildenden verfügen in den meisten Fällen über einen hohen Kenntnis- und Wissensstand. Ihr theoretisches Rüstzeug für den Job besitzen sie. Meine Aufgabe ist es nun, den Lernenden unsere Produkte und Lösungen nahe zu bringen, damit sich diese rasch und effektiv im Beruf einbringen können. Unser Academic Program basiert auf reinen Spenden und erfolgsbezogenen Hilfen, sprich kostenpflichtigen Produkten und Lösungen. Unterstützung soll nicht nur auf Gutdünken gewährt werden – so funktionieren viele akademische Programme – sie sollte sich auch an der Leistungsbereitschaft und dem Leistungsvermögen der oder des Betroffenen orientieren. Wenn wir von NI jemanden unterstützen, der eine nachhaltige und profitable Firma führt oder in einer arbeitet, dann können wir unseren Support auch messen – das ist für beide Parteien wichtig. Unser Academic Program ist sehr gut ausbalanciert, was die Umsetzung und Förderung betrifft. Und in diesem Umfeld findet mein Alltag statt.
Wo ist Ihr Programm überall aktiv, und wie sieht es mit den Kosten aus?
Wilson: Wir haben mit 8000 Universitäten und Ausbildungsstätten weltweit Partnerschaften – mal intensiv mal weniger intensiv. Manchmal gibt es nur eine LabView-Lizenz oder ein Board, manchmal Hunderte. Wichtig ist uns eine hohe Penetration, was die Anzahl Universitäten angeht. Auf der Kostenseite bieten wir unseren Partnern sehr attraktive Konditionen an. Je nach Produkt und je nach Software bieten wir registrierten und geprüften Academic-Kunden einen bestimmten Prozentsatz an Rabatt.
Gibt es auf der Kostenseite Unterschiede in den verschiedenen Ländern?
Wilson: Ja. In den USA tragen die Studenten einen Grossteil ihrer Kosten für ihre Laborausstattung selbst. Da reden wir schnell mal von einigen Hundert Dollar pro Semester. In Europa werden diese Tools – Messgeräte, Rechner, Software usw. – sehr oft von den Universitäten unentgeltlich zur Verfügung gestellt. In den Staaten bieten wir den Studenten Bundles an – wir bewegen uns da immer unter der «magischen» 200-Dollar-Marke. In Europa ist das anders – da sind unsere Produkte oft Teil von Forschungsprojekten.
Wie sieht es mit der technischen Ausstattung dieser Kits aus?
Wilson: Sehr gute Frage. Da wir wollen, dass die Studenten auch sehr anspruchsvolle Systeme – wie komplexe Schwingungsanalysen – real messen und nachbilden können, statten wir unsere Hardware mit Top-Technik aus – Sie finden dort keine «Baby»-Prozessoren. Zu den eingesetzten Komponenten zählen unter anderem programmierbare Zynq-Dual-Core-Prozessoren von Xilinx, FPGAs, WLAN-Anbindung, Linux-Betriebssystem, diverse Sensoren und zahlreiche Schnittstellen. Alle diese Studentenprodukte sind skalierbar, sie wachsen mit den Aufgaben.
Welche Rolle spielen Schweizer Universitäten in Ihrem Academic Program?
Wilson: Mit der ETH haben wir eine sehr enge, erstklassige Zusammenarbeit. Die Aktivitäten von Prof. Mirko Meboldt, Institut für Design, Materialien und Fabrikation, oder von Stefan Bertschi, Institut für Robotik und Intelligente Systeme, sind hervorragend. Sie geben Erstsemester-Studenten diverse mechanische Komponenten wie Achsen, Getriebe, Motoren usw. Und diese müssen daraus irgendein System oder Gerät bauen, das sie nach dem ersten oder zweiten Semester präsentieren müssen. Dieses Learning by doing entspricht vollumfänglich unserer Strategie. Es ist ein wunderbarer Ansatz, denn Begreifen kommt von Greifen. Ein sehr gutes Beispiel ist der SEPIOS-Tauchroboter, der weltweit Beachtung und Anerkennung findet. Das Schweizer Team gewann damit den «NI Engineering Impact Award 2014». Ein Riesenerfolg.
Auf was führen Sie den Erfolg Ihres Academic Programs zurück?
Wilson: Unser globales Programm wird durch unsere lokalen Niederlassungen betreut. Diese Personen kennen die Bedürfnisse, die Arbeitsweisen, die lokalen Kulturen – Teams oder Individualleistungen – und adressieren so die Zielgruppen mit unseren Angeboten bzw. Lösungen. Das garantiert den Erfolg. Es ist unsere Aufgabe, junge Menschen mit moderner Technik vertraut zu machen, sie spielend heranzuführen. Man muss Begeisterung wecken, dann entstehen Innovationen.
Nochmals zum SEPIOS – ein Paradebeispiel für Ihr Academic Program. Wie beurteilen Sie die Marktfähigkeit dieser Erfindung?
Wilson: Der an die Schwimmbewegung des Tintenfischs angelehnte Flossentauchroboter SEPIOS eröffnet zahlreiche Anwendungen in verschiedensten Bereichen, denken Sie an Kernkraftwerke, Umwelt- oder Schiffskata-strophen, Ölindustrie, Brückenbau, Meeresforschung usw. Es ist ein typisches Beispiel für die Schweizer Eigenschaften; Präzision, Perfektion, Qualität, Engineeringkompetenz und Innovation. Ich sehe grosse Marktchancen für dieses wirklich sehr schöne Projekt.
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