Der Begriff Industrie 4.0 ist in aller Munde. Welche Bedeutung kommt der Industrie- und PLM-Software im Kontext der Digitalen Fabrik zu und welchen Nutzen bringt sie dem Kunden?
Hermann Kaineder: Die Digitale Fabrik ist eine Abbildung der reellen Produktion in die Softwarewelt. Mit den Produkten von Siemens Industry Software, SISW, können Unternehmen beispielsweise dank der virtuellen Inbetriebnahme eine Maschine testen, bevor sie physisch existiert oder mit Hilfe der Logistiksimulation prüfen, ob sich die richtigen Mittel zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort befinden. Die Montagesimulation erlaubt es, ein Produkt aus mehreren Komponenten vorab am Computer virtuell zusammen zu bauen und so Fehler im Montageablauf zu vermeiden. Folglich können Kosten gespart und neue Produkte schneller auf den Markt gebracht werden.
Weshalb ist die Software ideal geeignet für die Umsetzung von Projekten in der Industrie und was sind ihre Stärken?
Kaineder: Wir integrieren die gesamte Software in eine einzige Plattform, die Digital Enterprise Software Suite. Für die Kunden ergeben sich mehrere Vorteile: Unter anderem können Abläufe im Designprozess parallelisiert und dadurch Entwicklungszeiten verringert werden. Ausserdem können wir sowohl unsere eigenen Softwarelösungen zur Verfügung stellen, als auch bestehende Systeme integrieren. Das ist eine Qualität, die in der Industrie oft noch fehlt – im Gegensatz zu anderen Bereichen wie zum Beispiel ERP, wo schon länger mit gut integrierten Systemen gearbeitet wird. Siemens weitet sein Portfolio zudem ständig aus, zuletzt beispielsweise mit der Akquisition des Softwareherstellers CD-adapco, der sich auf die Simulation von aerodynamischen Prozessen spezialisiert hat.
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?
Kaineder: Siemens selbst ist das beste Beispiel: Wir setzen unsere Systeme in über 50 Siemens Produktionswerken in 15 Ländern ein. Aber auch namhafte Unternehmen, wie beispielsweise der Schweizer Flugzeughersteller Pilatus, setzen PLM, Product Lifecycle Management, ein. Der neue Flugzeugtyp PC24 wird durchgängig mit SISW realisiert.
Was sind die Herausforderungen bei der Umsetzung von Kundenwünschen?
Kaineder: Die Einführung von Software ist meist ein Projekt, das über mehrere Jahre dauert. Wir bieten Dienstleistungen an, um unsere Kunden dabei zu unterstützen. Zum Beispiel den «Digital Maturity Benchmark», mit welchem wir analysieren können, wo sich ein Unternehmen auf dem Weg zur Digitalisierung befindet und wie es im Vergleich zu seinen Mitbewerbern steht. Aber auch beim Setzen von Zielen, bei der Entwicklung einer Strategie und der schrittweisen Einführung der Software bieten wir Unterstützung an. Auf unserer Site www.siemens-benchmark.ch können interessierte Firmen sich für einen kostenlosen «Digital Maturity Benchmark» anmelden.
Wie sehen Visionen im Kontext der Digitalen Fabrik aus? Wie sollten Unternehmen aufgestellt sein, um auch noch in 5 bis 10 Jahren erfolgreich zu sein?
Kaineder: In Zukunft werden selbststeuernde Produktionsanlagen Realität sein. Integrierte Systeme werden die Menschen dabei unterstützen, Produkte zu entwickeln und deswegen ist PLM genau das richtige Thema für die nächsten Jahre. Nur durch diese Art der Effizienzsteigerung kann Zentraleuropa als Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig bleiben. Die Software wird in Zukunft den Unterschied machen, weshalb auch Fachkräfte gefragt sind, die diese entwickeln und programmieren können.
Welche Synergien kann SISW mit den anderen DF/PD-Divisionen, Digital Factory-Process and Drives, nutzen? Inwiefern bringt dies ein Vorteil für die Kunden der beiden Partner?
Kaineder: Die Softwarewelt steht immer im Dienst der Produktion in der realen Welt. Siemens ist in der Lage, beide Welten zu bedienen. Bei der Entwicklung der Digital Enterprise Software Suite arbeiten Spezialisten aus Hard- und Softwarebereichen eng zusammen, sodass Siemens-Kunden vom Know-how eines Teams profitieren können, das sich sowohl in der digitalen als auch in der realen Welt der Industrie bestens auskennt.
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