chevron_left
chevron_right

Faszinierende Reise für Schweizer Delegation

Nach Genf (2011), Brasilia (2008), Shanghai (2004) und Hannover (2000) folgte in Kyoto/Japan vom 29. November bis 2. Dezember 2015 die fünfte Ausgabe der World Engineering Conference and Convention, WECC 2015. In diesem Rahmen fanden auch die Generalversammlung der World Federation of Engineering Organisations (WFEO) und die Treffen derer zahlreichen Committees statt.

 

Die dreitägige Konferenz zum Thema «Engineering: Innovation and Society» fokussierte auf die zentrale Rolle der Ingenieure, um die Nachhaltigkeitsziele der UN zu erreichen. «Engineering is essential to build and maintain a peaceful, prosperous and sustainable world for all, without fear, hunger and with opportunities for everyone» – das war die Hauptbot­schaft. Diese vitale Rolle der Ingenieure muss im Bewusstsein der Weltöffentlichkeit aber noch besser verankert werden. Wenn Ingenieure aus aller Welt zusammenkommen und Lösungsansätze und Forschungsresultate diskutieren, können ganz neue Ideen entstehen. Eine Weltkonferenz bietet die Chance dazu.

Kronprinz Naruhito eröffnete die WECC 2015

Während drei Tagen diskutierten die Konferenzteilnehmer in zehn Tracks über die wesentlichen Ingenieurthemen unserer Zeit – wie Energie, Nahrung und Wasser, Klima, Infrastruktur, Connectivity, Ingenieurmangel und Bildung. Der japanische Kronprinz Naruhito eröffnete die WECC 2015 mit einem Keynote-Referat und unterstrich damit deren Stellenwert. Im Mittelpunkt seiner Ausführungen stand die Wichtigkeit der Ingenieurleistungen für die Lösung der Probleme z.B. in Klima- und Energiefragen. Eine Session in einem Track beinhaltete vier bis fünf Referate inklusive ausführlicher Diskussion mit den Zuhörern. Auch Yvette Ramos von Swiss Engineering hielt ein Referat über den Status weiblicher Ingenieure in Europa. Als teilnehmender Ingenieur war es interessant, in verschiedenste Themen einzutauchen. In den folgenden Abschnitten werden auszugsweise einige persönlich besuchte Sessions zusammengefasst.

Wie die Metro von Tokio mit Hilfe von Big Data ihre Netze analysiert

In der Session «Creating value and solving social issues through the big data revolu­tion» zeigte ein Referent der Bahnbetriebe von Tokio auf, wie sie mit Hilfe von Big Data Passagierströme in ihrem Netz analysieren und daraus Erkenntnisse für die Planung von Grossereignissen gewinnen, Optimierungen der Laufwege in den komplexen U-Bahn-Stationen vornehmen, und die Wirksamkeit von Ansagen im Störungsfall in Bezug auf die Weiterreiseempfehlungen überprüfen. Ohne die Analysemöglichkeiten ist es für Bahnbetriebe unmöglich, die Netze der Zukunft zu planen.

Das System basiert auf Smart Cards, mit dem sich jeder Passagier beim Ein- und Austritt auf die Bahnlinie identifiziert. Das System ist in der Lage, alle zehn Minuten einen aktualisierten Zustand der Passagierströme zu visualisieren. Wenn man als Reisender sieht, wie reibungslos diese Kartenleser bei den hohen Passagieraufkommen funktionieren, kann man dieser Ingenieurleistung nur Respekt zollen.

Die Rolle der Finanzen in der industriellen Innovation

Die Finanzindustrie spielt eine vitale Rolle für Verbesserung der Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft. Mehr und mehr Investoren werden sich bewusst, dass sie nicht nur eine finanzielle Verantwortung tragen, sondern ihre Projekte auch nach gesellschaftspolitischen Gesichtspunkten beurteilen müssen. Dieses Prinzip wird auch ESG Investment genannt – ESG steht im Englischen für «Environment, Social and Governance»). Zusammengefasst wird unter «Environment» die effiziente und schonungsvolle Verwendung der Ressourcen verstanden. Unter dem Punkt «Social» beurteilt man den Arbeitsplatz (Gesundheit, Sicherheit und Menschenrechte), die Integrität des Produkts sowie die Auswirkung auf die Gesellschaft. Bei der «Governance» (Unternehmensführung) wird die Managerentlohnung, Verantwortung des Verwaltungsrates, die Aktionärsrechte und das Berichtwesen beurteilt. Als weiteres Element in diesem Themenkreis wurde das integrierte Berichtwesen (http://integratedreporting.org/) vorgestellt. Dieser Ansatz verbessert die Methode, wie Organisationen ihre Geschäfts-ideen nachhaltig durchdenken, planen und darstellen können.

Die Roadmap der nächsten Generation von Fernsehgeräten steht

Die Olympischen Spiele von Tokio im Jahr 2020 sind ein wichtiger Meilenstein für die asiatische Fernsehindustrie. Jeder Referent hat seine Technology-Roadmap auf dieses Ereignis ausgerichtet. Die Schlagworte sind 8K Super Hi-Vision, Ultra HDTV (UHDTV) und brillenloses 3D-Fernsehen. Das «National Institute of Information and Communications Technology – NICT» hat die brillenlose 3D-Technologie in zwei Ausprägungen erforscht. Die erste besteht aus einer Bildschirm- und Projektorenbatterie, welche für die Public-Viewing-Anwendung gedacht ist, während die zweite Version aus einer Art Tischbildschirm besteht. Die Erforschung der Technologie ist abgeschlossen und wird jetzt von der japanischen Industrie zur Produktionsreife gebracht.

Bald gibt es selbstfahrende Autos

Die Automobilindustrie ist getrieben durch nationale und internationale Emissiongesetze, neue Formen von Energieträgern, den Drang nach erhöhter Sicherheit und erhöhte Fahrzeugdichte mit den entsprechenden Staus. Als ein Lösungsansatz für einige der erwähnten Herausforderungen gelten Technologien für die autonome Steuerung von Fahrzeugen. Diese beinhalten weiterentwickelte Sensoriksysteme, Fahrsituationserkennung, sowie autonome Planung und Ausführung von Fahrzeugbewegungen.

Etwas weitergedacht könnte sich die Mobilität in eine Kombination von individuellen und öffentlichen Verkehrsmitteln wandeln. Man plant seine Reise am Webterminal von A nach B, indem man ein autonom gesteuertes Fahrzeug für den Transport von der Haustüre zur Bahnstation bestellt (ohne Parkplatzsuche), anschliessend auf die Bahn umsteigt und das Ziel mit einem zweiten, autonom gesteuerten Fahrzeug erreicht. Das Auto wird sich für viele Nutzer von einem Statussymbol in eine bei Bedarf genutzte und bezahlte Fahrgelegenheit wandeln. Dadurch reduziert sich als eine Auswirkung der Bedarf an Parkgelegenheiten stark. Interessant war, dass ein Teilnehmer aus Afrika an einer doch eher philosophischeren Diskussion die Teilnehmer mit dem Anliegen, für seine Landsleute einfache, sichere, saubere und bezahlbare Fahrzeuge anzubieten, wieder auf den Boden der Realität brachte. Die nächste Generalversammlung der WFEO wird 2017 in Rom stattfinden, die nächste World Engineers‘ Conference 2019 in Melbourne.