Darin waren sich alle Teilnehmer einer vom VDMA und der embedded world 2017 organisierten Podiumsdiskussion am zweiten Tag der Leitmesse für Embedded-Technologien einig. Sechs Experten diskutierten die Anwendungsmöglichkeiten und Zukunftsaussichten von Embedded Vision.
Geringes Anwender-Know-how ist Flaschenhals
«Embedded Vision erlaubt Bildverarbeitung auf kompakten, sehr leistungsstarken Rechnerplattformen, bei gleichzeitig geringer Leistungsaufnahme», sagte Dr. Olaf Munkelt, Vorsitzender des Vorstandes VDMA Industrielle Bildverarbeitung, während der Diskussion. «Damit erschliesst diese Technologie viele neue Anwendungsfelder, die bisher weder von PC-basierten noch von intelligenten Bildverarbeitungssystemen abgedeckt werden konnten.» Als Flaschenhals für eine noch deutlich grössere Anzahl an Einsatzfällen wird aktuell noch das geringe Know-how der Anwender gesehen. Dies müsse und werde sich aber rasch ändern, lautete der Tenor der Diskussion.
Einige Wortmeldungen der Teilnehmer
Richard York, VP Embedded Marketing, ARM Ltd.: «Bei der Erforschung von Computervision (CV) wurde lange Zeit Pionierarbeit geleistet und die Ergebnisse fanden in Industrie- und Fabrikautomation Anwendung. Anfangs waren solche Systeme mit Spezialkameras und Industriecomputern ausgestattet, geeignet für den gezielten Einsatz, nicht aber für eine breite Nutzung. Mit der Zeit stieg der Bedarf am industriellen Markt während zeitgleich und, viel wichtiger, neue starke eingebettete Verarbeitungstechnologien den Markt eroberten, sodass CV schnell breite Verwendung fand. Aber noch wichtiger sind externe Einflüsse, die neue Technologien aus Märkten wie z.B. der Automobilindustrie, dem Mobilsektor oder Rechenzentren hervorbringen. Und dieser Prozess nimmt noch an Fahrt auf! Dies ist die aufregendste Zeit für die CV. Embedded Vision ist einer der wachstumsstärksten Märkte der Embedded-Welt.»
Arndt Bake, Chief Marketing Officer, Basler AG: «Die Embedded-Vision-Technologie reduziert die Hardwarekosten von Bildverarbeitungssystemen signifikant. Dadurch wird die Bildverarbeitungstechnologie in vielen neuen Anwendungsbereichen zum Einsatz kommen, wo die Bildverarbeitungstechnologie bisher zu teuer war. Die Bildverarbeitung wird nun von einer Nischen- zu einer Mainstream-Technologie werden. Embedded Vision wird darüber hinaus einen disruptiven Effekt auf existierende Bildverarbeitungsmärkte haben.
Dr. Olaf Munkelt, Geschäftsführer MVTec Software GmbH: «Embedded Vision gestattet die Auswertung von Bildern auf kompakten, leistungsstarken, energiesparenden Rechenplattformen. Damit dringt die IBV in Anwendungsfelder vor, die bislang weder durch Smart Cameras noch durch PC-basierte Systeme erschlossen werden konnten. Die Wertschöpfung verschiebt sich damit weiter von der Hard- zur Software. Industriell einsetzbare Standardsoftwareprodukte gewinnen damit an Bedeutung, geben sie doch dem Anwender die Leistungsmerkmale in die Hand, die er von PC-basierten Systemen gewohnt ist.»
Warum wird Embedded Vision eingesetzt?
Das Sehen ist für Menschen extrem wichtig; es erlaubt uns eine Vielfalt unterschiedlicher Fähigkeiten – vom Lesen eines Gesichtsausdrucks übers Navigieren in komplexen dreidimensionalen Räumen bis hin zu kniffligen Aufgaben wie dem Einfädeln eines Fadens in eine Nadel. Embedded Vision gibt vielen unterschiedlichen Geräten und Systemen eine vergleichbare Bandbreite an wertvollen Fähigkeiten. In der Vergangenheit erforderte Computervision für einen breit gefächerten Einsatz ein zu hohes Mass an Rechenkapazität. Heute jedoch gibt es ausreichend Rechenleistung für volumenstarke Produkte bei vertretbarem Kosten- und Energieeinsatz. Folglich hält Embedded Vision Einzug in Tausende von Produkten.
Wie konkurriert Embedded Vision mit anderen Sensortechnologien?
«Embedded Vision steht nicht in Konkurrenz zu anderen Sensortechnologien, sie ergänzt diese. Genau wie menschliche Sinne benötigen Embedded-Vision-Systeme nicht nur Bildsensoren, sondern auch eine Vielzahl an Sensoren niedriger bis mittlerer Geschwindigkeit wie Lidar, Radar, Ultraschall, Infrarot oder Nachtsicht, um blinde Flecken abzudecken. Der Trend vision-geführter autonomer Systeme geht zur Verschmelzung von Sensoren, maschinellen Lern- und Computervisions-Techniken zu immer smarteren Systemen», erklärte Nick Ni, Senior Product Manager, Embedded Vision and SDSoC, Xilinx.
«Für einige Anwendungen, z.B. im Auto-mobilsektor, gibt es für Embedded Vision zusätzlich zu Integration und Effizienzsteigerung eine weitere Komplexitätsstufe: Sie muss sicher sein, da Leben von ihr abhängen. Daher beansprucht ein System ungefähr doppelt so viele Ressourcen», sagte Markus Tremmel, Driver Assistance Systems Chief Expert, Robert Bosch GmbH.
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