Nicht nur Apps werden im Silicon Valley entwickelt. Es existiert eine hochstehende Ausbildungsinfrastruktur und es wird auch noch produziert im Valley (z.B. Varian,Tesla usw.). Die Auswahl der besuchten Firmen verdeutlicht auch die Grösse und Ausdehnung des Silicon Valley. Auf der ganzen Welt gibt es kein vergleichbares und mehr Konkurrenz aufweisendes Technologiegebiet.
Tag 1 im Silicon Valley: The Internet Archive
The Internet Archive ist eine Non-Profit-Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Internet, Bücher und Schallplatten digital zu speichern und als digitale Bibliothek der Welt zur Verfügung zu stellen. Die 160 Mitarbeiter sind an den verschiedensten Orten der Welt tätig. Der Hauptsitz ist in San Francisco in einem ehemaligen Kirchengebäude, das zufälligerweise dem Logo der Internet Archive Organisation entspricht, untergebracht. Mehrere Petabyte (1 PByte ist eine 1 mit 15 Nullen) Dateninhalt sind auf diversen Disk-Farmen gespeichert. Das Internet ist auf 21 Jahre zurück archiviert und ein unerschöpflicher Fundus für Forscher, Private oder Firmen. In der sogenannten Wayback Machine sind über 327 Mrd. Webseiten gespeichert und abrufbar unter archive.org.
«Das Internet ist das beste Werkzeug, das für die Befreiung der Menschen je geschaffen wurde aber es ist auch das beste Werkzeug, um die Menschen zu überwachen. Es ist nicht das eine oder das andere, sondern beides zur gleichen Zeit.»
Tag 1 im Silicon Valley: swissnex in San Francisco
Im Pier 17 am alten Hafen, einer der coolsten Arbeitsstätten in San Francisco ist die Organisation swissnex einquartiert. Swissnex ist zu 35 % von der Eidgenossenschaft finanziert und hilft Schweizer Unternehmen und Kulturschaffenden Kontakte und Verbindungen zur Westküste in den USA herzustellen. Das Tätigkeitsspektrum der 20 Mitarbeiter, die mit dem Diplomatenstatus in SFO leben, ist vielseitig: Von Bürofläche bereitstellen und vermieten, Beratungsaufträge ausführen bis zu Eventorganisation wird ein ganzes Bündel von Dienstleistungen angeboten und von Schweizer Firmen aus vielen Branchen in Anspruch genommen. Die Schweiz ist das einzige Land, welche diese Kontaktmöglichkeiten für Start-up und etablierte Firmen bereitstellt.
Tag 2 im Silicon Valley: Tesla
500 Automobile fertigt Tesla zurzeit pro Tag. Beim Firmenrundgang kann man spüren, dass hier in unglaublich kurzer Zeit versucht wird, ein weiteres Modell in den Fertigungsablauf einzufügen. Das neue Modell 3 ist anstelle mit einer Aluminium- mit einer Stahlkarosserie versehen und stellt neue Anforderungen an die Fertigungstechnik. Auch Schweizer Firmen sind mit dabei: Zum Beispiel die Firma Bossard aus Zug, deren Produkte wir am Montageband erspähen konnten. Auf den Strassen Kaliforniens konnten wir allerdings nur ein einziges Modell 3 in voller Fahrt sehen. Selbst in den vielen Tesla-Verkaufsstellen gab es keine 3er-Modelle zu besichtigen. Dafür sind in den Strassen Kaliforniens unzählige Typen S und X tagtäglich unterwegs. Erstaunlicherweise ist BMW mit dem i3 auch präsent.
Tag 2 im Silicon Valley: Apple Campus in Cupertino
12 000 Mitarbeiter beziehen zurzeit den neuen Rundbau auf dem Gelände des ehemaligen Computerwerks Cupertino von Hewlett-Packard. Fünf Jahre Planung und fünf Jahre Bau erforderte es, das gewaltige Rundgebäude mit 500 m Durchmesser zu erstellen. Für Besucher, die substanzielles Umsatzpotenzial darstellen, steht ein sogenannter Executive Briefing Center im Rundbau zur Verfügung. Für alle anderen Besucher wurde etwas abseits ein Visitor Center aufgebaut, das die hohen Design- und Qualitätsansprüche von Apple widerspiegelt.
Tag 2 im Silicon Valley: Wo vieles begann – Intel
Wie fertigt Intel die Elektronik-Chips? Im aktualisierten Intel-Museum wird die faszinierende Entwicklung des Unternehmens mit Hilfe interaktiver Präsentationsmodule hervorragend dargestellt. Die heute verwendete 14-nm-Technologie in der Chipfertigung erfordert unglaubliche Präzision und Reinheit in den Chip-Fabriken. Intel verfügt heute weltweit über sieben Produktionsstandorte. Wer sich als Nicht-Elektroniker für das Thema Chipdesign und Fertigung interessiert, kommt um das Intel-Museum nicht herum.
Tag 3 im Silicon Valley: Der Stanford University Campus mit Hoover-Tower
Wer die akademischen Voraussetzungen mitbringt, kann sich um einen Studienplatz bewerben. Nicht nur die Schulnoten zählen, sondern auch das persönliche Engagement und die Erfolge im bisherigen jungen Leben. Wer die Aufnahme schafft, der kann an der renommierten Uni studieren – ob er die benötigten 60 000 Dollar hat oder nicht. Studenten werden von Stiftungen und Trusts gefördert.
Tag 3 im Silicon Valley: Zu Besuch bei SRI International
SRI International ist eine im Jahr 1970 aus der Stanford University hervorgegangene Forschungs- und Entwicklungsfirma. Als Non-Profit-Organisation forscht und entwickelt das Unternehmen mit 3000 Mitarbeitern in den Bereichen Biotech und Informatik. Ein herausragendes Beispiel ist der Motobot: Ein motorradfahrender Roboter, der Valentino Rossi, «The Doctor», herausfordert.
Tag 3 im Silicon Valley: Varian entwickelt Software in Baden
In der Krebstherapie ist Varian mit ihren Bestrahlungsgeräten weltweit führend. Drei Grössenklassen von Elektronen- und Protonenbeschleunigern werden in Palo Alto entwickelt und hergestellt. Varian besitzt in Baden/AG eine wichtige Entwicklungsabteilung mit 130 Ingenieuren, die anspruchsvolle Produkt- und Softwareentwicklungsaufgaben lösen. Vergleichbar mit Google bietet die Firma in der Schweiz hochwertige Arbeitsplätze für Ingenieure an. In enger Kooperation mit dem Entwicklungszentrum in Palo Alto werden neue Produkte und Verfahren der bildgebenden Diagnostik und Bestrahlungstherapie entwickelt.
Tag 4 im Silicon Valley: Bidgely (Hindu für Energie)
Venture Investment Funds haben bis heute 51 Mio. Dollar in Bidgely investiert. Die Produkte von Bidgely erlauben den persönlichen Energieverbrauch zu analysieren, um Sparpotenzial im Haushalt zu erkennen. Via Smartmeter werden die Energieverbrauchsdaten erfasst und analysiert. Bereits 10 Mio. Haushalte können sich per App laufend über ihren Energieverbrauch informieren. Die Kunden von Bidgely sind Energievierteilunternehmen, die ihren Kunden (Haushalte) diesen Informationsservice anbieten. Das Unternehmen ist mit Entwicklungs- und Marketingabteilungen in USA, Indien, Europa und Asien präsent.
Tag 4 im Silicon Valley: Computer History Museum
Am Shoreline Boulevard in Mountain View ist im ehemaligen USA Sales Office des untergegangenen Computerherstellers Silicon Graphics das wohl am besten kuratierte Informatikmuseum beheimatet. Mäzene haben mit über 50 Mio. Dollar ein Abbild der ganzen IT-Industriegeschichte ermöglicht. Alle wichtigen Meilensteine der Produktinnovationen von Holerit über IBM 360 und Cray bis Apple sind hervorragend dargestellt und erklärt. Man kann einen ganzen Tag im Museum verweilen und lernen, wie Innovationen entstanden sind, wie sich die grossen Unternehmen aus meist kleinen Anfängen entwickelt haben und infolge von Technologiewechseln manchmal auch wieder verschwunden sind.
Tag 4 im Silicon Valley: Swisscom Outpost in der Bay Area
In Palo Alto, dem Herzen des Silicon Valleys, findet man in einem typischen kleineren Einfamilienhaus in einer ruhigen Wohngegend die Swisscom-Aussenstelle. 19 Mitarbeiter pflegen und erweitern ein Beziehungsnetz zu Investoren, Universitäten, Start-ups, Swisscom Investments und Technologie-Insidern. Swisscom war der Erstkunde des WiFi-Chipherstellers Quantenna. Die erste Swisscom TV-Box basierte auf dem Quantenna-Chip. Quantenna ist inzwischen zu einem 200-Mio.-Dollar-Unternehmen herangewachsen.
Tech-Scouting ist eine interessante Methode, um möglichst früh Trends zu erkennen und neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Für klassische Telekommunikationsfirmen sind grosse Risiken entstanden, denn etablierte Infrastrukturen können fast über Nacht obsolet werden, wenn neue Kommunikationsmethoden und Kundenverhalten entstehen: SMS-Dienste werden heute beispielsweise massiv durch WhatsApp konkurrenziert. Und die nächste Frage steht schon im Raum: Was wird mit WiFi geschehen wenn 5G etabliert ist?
Tag 5 im Silicon Valley: Xerox Parc – ein Think Tank
Die neue Ära der Softwareentwicklung wurde vor 40 Jahren bei Xerox eingeläutet. In wunderbarer, kreativer Umgebung in den Hügeln von Palo Alto begannen die Programmierer neue Zusammenarbeits- und Kommunikationsformen auszuprobieren. Arbeitstische und Stühle wurden zum Teil durch Möbel aus dem Wohnzimmerbereich ersetzt. Ergebnisse dieser Wandlung der Arbeitsumgebung waren die Entwicklung und Integration der Computermaus, die Entwicklung der Laserprinter-Technologie oder die Entwicklung des ersten Tablets. Parc, so heisst der Teil der Xerox Company, der für Innovation und wegweisende Produktentwicklungen verantwortlich ist. Auch in der Schweiz ist das Unternehmen bei Auftraggebern gefragt.
Tag 5 im Silicon Valley: Quantenna Communications – Video-WiFi-Chipsets
Im Jahr 2006 begannen einige Ingenieure spezielle Chipsets für die Videoverteilung via WiFi zu entwickeln. Sie sahen ein grosses Potenzial darin, wenn es gelänge, via WiFi Videostreams unterbrechungsfrei und von hoher Qualität zu übertragen. 4 × 4 Streams galten zu der Zeit als machbar, Quantenna setzte sich zum Ziel, 8 × 8 Streams zu verarbeiten. Heute existiert ein ganzes Portfolio von Chipsets, die bei Dutzenden von Herstellern, wie z.B. ASUS eingesetzt werden. 400 Mitarbeiter erzielen fast 200 Mio. Dollar Umsatz. Seit 2016 ist das Unternehmen börsenkotiert und hat kürzlich einen neuen Firmensitz in San Jose bezogen. Swisscom war der Erstkunde von Quantenna und ist heute als Investor engagiert.
Tag 5 im Silicon Valley: Cohesity zeigt neue Wege in der IT-Administration
Einen äusserst spannenden Einblick in die Problematik der Systemadministration von verteilten Daten und Programmen gab uns der CEO von cohesity, Mohit Aron. Eine stark wachsende Unternehmung, die eine skalierbare Daten- und Applikationssoftware Management Suite herstellt und implementiert. Mohit Aron war der Architekt des Google-Filesystems. Mit dieser Erfahrung und dem Wissen gründete er Nutanics, um später seine Vision von skalierbarem Storage und Application Management mit seiner Neugründung cohesity umzusetzen. Kunden sind IT-Abteilungen, die mehr als 150 TByte Speichervolumen bewirtschaften müssen. Die Unternehmung durchläuft zurzeit eine stürmische Wachstumsphase und ist in vier Jahren auf 600 Mitarbeiter angewachsen.