In Zeiten, wo Autos über das Telefonnetz kommunizieren, müssen Fachbereiche und Industrien näher zusammenrücken. Daraus resultieren fachübergreifende Wissensgebiete wie die Mechatronik. Doch es genügt nicht, Technologien zu verknüpfen, auch Unternehmen und Experten müssen sich vernetzen. Seit fünf Jahren hat sich das Cluster Swiss Mechatronics der Aufgabe verschrieben, seinen Mitgliedern hierfür eine Plattform zu bieten. Beim jährlichen Swiss Mechatronics Day hatten die Teilnehmer auch dieses Jahr wieder die Gelegenheit, sich über die aktuelle Lage und die Zukunft der Branche zu informieren und auszutauschen, sowie neue Kontakte zu potenziellen Partnern zu knüpfen.
Der Digitale Zwilling
Als einer von zwei Referenten rückte Joël Grognuz (CADFEM Schweiz AG) den Digitalen Zwilling in den Fokus seiner Präsentationen. Ein Digitaler Zwilling stellt das virtuelle Abbild eines realen Produkts dar. Die am realen Zwilling gemessenen Daten werden in den Digitalen Zwilling zurückgeführt und dort mit bekannten Gesetzen der Physik wie Mechanik, Fluiddynamik und Elektromagnetismus verknüpft. So lassen sich zusätzliche Informationen, beispielsweise fehlende Messwerte und Prognosen für die Zukunft ermitteln.Angewendet in der Mechatronik eröffnet der Digitale Zwilling neue Geschäftsmodelle. Als eines davon nennt Grognuz das Anlernen von künstlichen Intelligenzen anhand von virtuellen Zwillingen, bevor sie in reale Geräte implantiert werden. Selbstlernende Autos sind hierfür ein gutes Beispiel.
Präventive Wartung und Product as a service
Ein zweites grosses Anwendungsgebiet für Digitale Zwillinge ist laut Joël Grognuz die präventive Wartung. Wird für ein Produkt ein Digitaler Zwilling generiert und mit realen Daten gefüttert, ist es möglich, das Gerät abhängig vom tatsächlichen Verschleiss zu warten oder auszutauschen. Auf diese Weise werden Ausfallzeiten minimiert und vordefinierte Produktlebenszeiten entfallen. Ein derart effizienter und wirtschaftlicher Betrieb von Geräten und Maschinen eröffnet das Geschäftsmodell Product as a service: nicht das Produkt, sondern der Produktservice wird verkauft. Also nicht das Auto, sondern Fahrzeit; nicht die Maschine, sondern Produktionszeit.
Eine Chance für die Schweiz
«Beim Swiss Mechatronics Day 2018 wurde deutlich, dass Industrie 4.0 keine abstrakte Idee mehr ist, sondern bereits heute viele praxisorientierte Anwendungen existieren. Das ist sehr erfreulich», resümiert Joël Grognuz. «Es gibt neue Firmen mit neuen Geschäftsmodellen und Kompetenzen. Neue Berufsbilder wie das des Data Scientists entstehen. Das ist sehr motivierend. Was wir erleben, ist eine Revolution der Ingenieure. Und diese bedeutet in der Zukunft eine grosse Chance für die Schweiz.»
Infoservice
Verein Swiss Mechatronics
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