Im 2. Quartal 2020 ging das BIP um –8,2 % zurück, nach –2,5 % im 1. Quartal. Dies ist der stärkste Einbruch der Wirtschaftsleistung seit Jahrzehnten. Dennoch ist die Schweiz im internationalen Vergleich bislang relativ «glimpflich» durch die Krise gekommen.
Erholung setzte Ende April ein
Mit der vergleichsweise frühen Lockerung der gesundheitspolitischen Massnahmen konnte sich die Wirtschaft bereits ab Ende April spürbar erholen. Die verfügbaren Indikatoren deuten darauf hin, dass die Erholung bislang etwas zügiger ausgefallen ist als in der Prognose von Juni unterstellt, wenn auch die Vorkrisenniveaus vielfach noch nicht wieder erreicht worden sind. Dies ist beispielsweise beim Aussenhandel mit Waren der Fall, der ab Mai deutlich angestiegen ist. Auch deuten die Zahlen zu den Detailhandelsumsätzen und zu den Kartenzahlungen darauf hin, dass sich der private Konsum seit der Wiederöffnung der Geschäfte schneller erholt hat als im Juni prognostiziert und damit im Jahresdurchschnitt weniger negativ betroffen sein könnte. Zudem kam es am Arbeitsmarkt im bisherigen Jahresverlauf zu einer geringeren Ausschöpfung der Kurzarbeit als erwartet; seit Ende des Lockdowns hat sich die Zunahme der Arbeitslosigkeit stabilisiert, und die saisonbereinigte Arbeitslosenquote steigt nur noch leicht an.
Näher beim Positivszenario
Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, dürfte das BIP 2020 weniger stark zurückgehen als im Juni prognostiziert (–6,2 %). Demzufolge könnte der BIP-Rückgang bei einer Grössenordnung von etwa –5 % zu liegen kommen. Dies entspräche für 2020 im Wesentlichen dem vom Seco veröffentlichten Positivszenario. Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote dürfte unter 3,5 % zu liegen kommen (Juni-Prognose: 3,8 %). Eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass eine weitere massive Verbreitung des Coronavirus sowie stark einschränkende Eindämmungsmassnahmen im Inland wie bei wichtigen Handelspartnern ausbleiben.
Ungewisse Entwicklung
Im weiteren Verlauf dürften die Einkommensverluste, die grosse Unsicherheit sowie gewisse Schutzmassnahmen auf der wirtschaftlichen Erholung im In- und Ausland lasten. Das BIP-Wachstum im Jahr 2021 dürfte dadurch gedämpft werden (Prognose von Juni: +4,9 % sporteventbereinigt). Zudem bleiben die Risiken vorerst hoch. Eine weitere starke Verbreitung des Coronavirus in Verbindung mit neuen gesundheitspolitischen Einschränkungen der Wirtschaft würde zu einem erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung führen. Im Zuge erneut ansteigender Fallzahlen wurden im Ausland gewisse Massnahmen jüngst wieder verschärft (z. B. Reisebeschränkungen, vorübergehende Betriebsschliessungen). Sollte sich diese Entwicklung zuspitzen, wäre ein erneuter Rückgang der Auslandnachfrage wahrscheinlich.