Anfangs der 1990er Jahre war es: Hans-Rudolf Schurter übernahm das Amt des Verwaltungsratspräsidenten von seinem Vater Rolf. Zur selben Zeit war Asien der aufstrebende Kontinent. China erwachte und begann, sich zu reformieren. Der martialische Begriff der Tiger Countries war in aller Munde. Schurter, zu jener Zeit fast ausschliesslich in Westeuropa und den USA vertreten beschloss, den Weg nach Osten ebenfalls zu wagen, um diese Chance nicht zu verpassen.
China oder Indien?
Nicht Hongkong oder Singapur waren aber im Fokus. Viele westliche Unternehmen zog es nach China, andere nach Indien. Die bevölkerungsreichsten Länder der Erde versprachen enormes Potential. Die Wahl zwischen den Giganten China und Indien entschieden letzterer für sich. Hans-Rudolf Schurter ging davon aus, die indische Mentalität würde aufgrund des englischen Rechtssystems und der Sprache einfacher zu integrieren sein.
Erste Kontakte
Erste Kontakte zwischen Einheimischen und Mitgliedern der Schurter Gruppe fanden jedoch auf der anderen Seite des Planeten statt – in den USA. Bruno Schurter, damals Geschäftsführer der Schurter Inc. in Santa Rosa, Kalifornien, pflegte geschäftliche Beziehungen zu Asgari Lokhandwala. Dieser war nach seinem Studium für eine Unternehmung tätig, welche Netzteile für Personal Computer fertigte. Dazu kaufte Lokhandwala Bauteile, insbesondere Pigtail-Sicherungen, bei Schurter Inc. ein. So kam man in Kontakt und ins Gespräch. Schurter wollte nach Indien, und Lokhandwala war bereit, den Sprung zum Unternehmer zu wagen.
Aufnahme der Geschäftstätigkeiten
Am 1. Juni 1995 ging es offiziell los. Die initiale Aufgabe der neugegründeten Firma, welche zu jener Zeit im Besitz der Familie Lokhandwala war, lag darin, Produkte anderer Schurter Gruppengesellschaften im indischen Markt einzuführen. Vier Jahre später stand eine Umstrukturierung und ein Umzug an. Aus einem reinen Verkaufsbüro mit weniger als 10 m2 Fläche wurde eine veritable Produktionsstätte. Die Familie Lokhandwala ging ein Joint Venture mit der Schurter Holding ein, der heutigen Schurter Electronics (India) Pvt. Ltd. mit Sitz in Gujarat.
5x20-Sicherungen
5x20-Sicherungen werden weltweit in Unmengen verbaut. Schon früh hielt Schurter nach alternativen, kosteneffizienten Produktionsstandorten Ausschau. Schurter Electronics (India) wurde die erste multinationale Unternehmung, welche diesen so wichtigen Sicherungstyp in Indien herstellte. Daneben wurden auch Kleinteile wie Abstandshalter (Transipillars) vor Ort hergestellt.
Kunststoff-Spritzguss
Mehr und mehr aber gewann das Thema Kunststoff-Spritzguss in Vadodara an Bedeutung. Maschinen aus der Schweiz wie auch später aus China (Shenzhen) wurden nach Gujarat transferiert, um etwa Gehäuse für Stecker oder Power Entry Module herzustellen. Eigene Entwicklungsabteilung Nach diversen Zertifizierungen (ISO 9001 / ISO 14001) und dem Wissen um Erlangung von Zertifikaten selbst hergestellter Produkte nach UL und VDE, ist über die Jahre so viel Know-how zusammengekommen, dass Schurter Electronics (India) mittlerweile über eine eigene Entwicklungsabteilung mit den zugehörigen nötigen Messkompetenzen verfügt. Insbesondere Gerätestecker stehen hierbei auf dem Plan. Die Produktionsstätte in Vadodara beschäftigt aktuell gut 200 Mitarbeitende
Um- und Ausbau
Ende 2018 starteten die Planungen und erste Arbeiten zum Erweiterungsprojekt "Double The Space". Das Projekt umfasst eine Verdoppelung der Produktions- und Lagerflächen, um die erhebliche Zunahme der Produktionsaktivitäten bewältigen zu können. Darüber hinaus wurde auch mehr Platz für administrative Belange im Bürogebäude benötigt. Die Bauarbeiten gestalteten sich nicht immer einfach. Zum einen durften der Produktionsbetrieb und das Tagesgeschäft möglichst nicht tangiert werden. Und zum anderen behinderten eine ungewöhnlich schwere und lange Monsun-Saison im Jahr 2019 sowie die kurz darauf beginnende COVID-19- Pandemie im Folgejahr die Bauarbeiten. Diese Umstände verzögerten das Projekt erheblich. Moderne Produktionsmittel in den neuen Räumlichkeiten Per Ende 2020 konnten jedoch alle externen Bauarbeiten abgeschlossen werden. Die gesamte Produktion sowie ein Teil des Lagers wurden in die neuen Räumlichkeiten verlegt. Erfreulicherweise verlief diese Verlagerung reibungslos und mit nur minimalen Produktionsausfallzeiten. Schurter Electronics (India) ist nunmehr bereit für die nächsten 25 Jahre.