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«Angst vor akuter Inflation ist unbegründet»

Nach Einschätzung von BAK Economics ist die Gefahr einer unkontrollierten Inflation gering.

Steigende Preise sorgen gegenwärtig für Unruhe und Besorgnis. Gemäss BAK Economics sind Befürchtungen einer ausufernden Inflation jedoch übertrieben, zumindest kurzfristig und ganz besonders für die Schweiz.

Die Hauptursache der aktuellen Preissteigerungen ist zunächst erfreulich. Die globale Nachfrage hat wieder kräftig angezogen. Auf dem Höhepunkt der Pandemie waren die Preise vieler Güter und Dienstleistungen massiv gefallen. Nun normalisieren sie sich wieder. Ein prominentes Beispiel für diese sogenannten Basiseffekte ist der Ölpreis. Zugegebenermassen verläuft aber auch der Erholungsprozess nicht ohne Friktionen. Aus verschiedenen Gründen kann das Angebot gegenwärtig vielerorts nicht mit der hohen Nachfrage mithalten. Viele Produzenten wurden vom Tempo der globalen Erholung überrascht. Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Holzproduktion. Andere Produzenten dürfen pandemiebedingt noch nicht in dem Ausmass anbieten, wie es eigentlich möglich wäre, z.B. im Gastgewerbe. Hinzu kommt Pech wie gestrandete Transportschiffe oder der Brand in einer grossen Chip-Fabrik. Die Herstellung vieler aktuell besonders gefragter Produkte wird hierdurch verzögert und der Nachfrageüberhang zusätzlich verschärft.

 

Deutlich höhere Inflationsraten als üblich

Gefährlich wird Inflation immer dann, wenn sich auch die Inflationserwartungen deutlich nach oben verschieben und eine sich selbst verstärkende Preis-Lohnspirale in Gang bringt, die nur mit einer schmerzhaften geldpolitischen Straffung wieder eingefangen werden kann. Die genannten Prozesse führen zwar aktuell in einigen Ländern zu deutlich höheren Inflationsraten als wir es in den letzten Jahren gewohnt waren. Vieles davon ist jedoch temporär und wird für sich genommen nicht ausreichen, die Inflationserwartungen auf ein Mass zu treiben, das nicht mehr mit Preisstabilität ver einbar ist. Deflationäre Gegenkräfte wie die trotz aller Erholung erst zögerlich zur Normalauslastung zurückkehrende globale Wirtschaft, eine nach wie vor deutlich über dem Vorkrisenniveau liegende Arbeitslosigkeit und der weiterhin intensive globale Wettbewerb wirken stark. Vor allem aber korrigieren dynamische Marktprozesse vieles selbst. Steigende Preise setzen Anreize für Investitionen und Markteintritte, so dass Nachfrageüberhänge bald auch angebotsseitig abgebaut werden.

 

Erstarkender Franken als Gefahr

Ganz ohne Sorge sollte man das Thema Inflation jedoch nicht zur Seite schieben, vor allem in der mittel- und längerfristigen Perspektive. Die während der Pandemie nochmals stark erhöhten öffentlichen Schuldenberge und Liquiditätszufuhren der Notenbanken müssen irgendwann abgetragen werden. Die Inflationstoleranz vieler Staaten ist gestiegen. Die aktuell noch fest verankerten Inflationserwartungen könnten in den kommenden Jahren einem ernsthaften Test unterzogen werden, vor allem in den USA und der Eurozone. Dieses Szenario wäre auch für die Schweiz ungemütlich. Zwar bleibt die Inflationsgefahr hierzulande gering. Inflationsbedingte Nachfrageeinbrüche in anderen Ländern und ein wohl wieder deutlich erstarkender Franken bergen aber auch ernstzunehmende Gefahr für die Schweizer Wirtschaft.

 

www.bak-economics.com