Mehr als 60% der Betriebe in der Schweiz haben sich diversifiziert. Die wichtigste Form ist die Direktvermarktung, z.B. mit einem Hofladen; sie hat sich in den letzten 10 Jahren mehr als verdoppelt. Ausschliesslich auf dem Hof mitarbeitende Bäuerinnen haben zu zwei Dritteln ein eigenes AHV-Konto. Dies geht aus der Landwirtschaftlichen Betriebszählung 2020 des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor.
Digitalisierung findet auch in den Landwirtschaftsbetrieben Anwendung. 37% haben in irgendeiner Weise diese Technologie auf ihrem Hof eingeführt – das sind 18'082 von Total 49'363 Betrieben in der Schweiz. Der Anwendungsbereich auf einem Hof ist breit, daher die Unterteilung in betriebliche Entscheide (Smartphone), Technologien auf dem Feld und in der Tierhaltung sowie spezielle Software im Büro. Im Rahmen der landwirtschaftlichen Betriebszählung wurde das Thema Digitalisierung zum ersten Mal befragt.
Vernetzung der digitalen Technologien steckt erst in den Anfängen
Das Smartphone ist für mehr als jede 4. betriebsleitende Person (28%) ein wichtiges Entscheidungsinstrument: z.B. zur Krankheitserkennung, zur Steuerung und Kontrolle von Stallklima, zur Fütterung oder zur Bewässerung. Für Arbeiten auf dem Feld wird die neue Technologie bei 14% der Betriebe eingesetzt – wobei der Einsatz von Drohnen mit 2% noch am Anfang steht. Für die Unterstützung in der Tierhaltung nutzen 20% der Betriebe Hilfsmittel aus der digitalen Welt: Hier führt die Tieridentifikation vor der Fütterung. Spezielle Programme wie z. B. Herdenmanagement, Behandlungsjournale oder Feldkalender werden von 23% der Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter verwendet.
Mit der Digitalisierung besteht die Möglichkeit der Vernetzung mit verschiedenen Betriebszweigen sowie mit externen Dienstleistern. Lediglich 4% der Betriebsleitenden schätzen sich «intelligent vernetzt» (Verbindung zum Nutzer oder zur Nutzerin via Schnittstelle) und nur 2% sind mit einem zentralen System verbunden (Verwaltung von mehreren Betriebszweigen). Bezüglich Anschaffungsentscheid war der am häufigsten genannte Grund (14% aller Betriebe) die Verbesserung der Flexibilität und Arbeitsorganisation. Zu den Hemmnissen und Risiken von digitalen Technologien gaben derweil 37% an, die Kosten für die Digitalisierung seien hoch. 35% der Landwirtinnen und Landwirte deklarierten zudem, dass sie in den nächsten 1 bis 3 Jahren in diese Technologien investieren wollen – 12% davon sogar erstmalig. Somit könnte bis in 3 Jahren jeder zweite Betrieb damit arbeiten.
Mehr als die Hälfte der Landwirtschaftsbetriebe hat sich diversifiziert
62% aller Landwirtschaftsbetriebe haben sich auf ihrem Hof mit einer innerbetrieblichen Tätigkeit diversifiziert. Im Jahr 2010 waren es 45% aller Betriebe. 2020 verkaufte jeder vierte Betrieb (26%) die Produkte direkt ab Hof – vor 10 Jahren betrug dieser Anteil 12%. Das von der Covid-19-Pandemie geprägte Jahr 2020 hatte einen positiven Einfluss auf den Verkauf ab Hof. Wie gross aber die Zunahme einzig auf dieses Jahr fällt, ist nicht ersichtlich. Die letzte Erhebung fand im Jahr 2016 statt – damals betrug der Anteil der Betriebe mit Direktverkauf ab Hof 22%.
Etliche Produkte, die im Hofladen verkauft werden, sind zuvor vor Ort verarbeitet worden. Das betrifft 14% aller Betriebe im Jahr 2020 (Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse). Die Entwicklung in den letzten 10 Jahren (mit +5%) verläuft praktisch parallel zu derjenigen im Direktverkauf. Ein weiteres Standbein in der Diversifikation ist die Lohnarbeit für andere Landwirtschaftsbetriebe (13%). Dieser Anteil ist in den letzten 10 Jahren eher stabil geblieben (10% im Jahr 2010). Diese überbetriebliche Tätigkeit ermöglicht der Landwirtin oder dem Landwirt unter anderem, die Kosten der dort eingesetzten Maschinen zu senken und/oder zu teilen.