«Influencer» gibt es nicht nur in den Sozialen Medien, sondern auch in der Forschung. Gemessen wird der Einfluss von Forscherinnen und Forschern aber nicht anhand von «Followern» oder «Likes», sondern daran, wie oft ihre Arbeiten von anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zitiert werden. Nur die Autoren von dem einen Prozent der meist zitierten wissenschaftlichen Arbeiten in verschiedenen Fachbereichen erhalten das Prädikat «Highly Cited Researcher» des Analyse-Unternehmens «Clarivate».
Dieses Jahr sind erstmals gleich drei Empa-Forscher auf dieser wissenschaftlichen «Who-is-who»-Liste: 2021 werden die Empa-Forscher Bernd Nowack, Maksym Kovalenko und Roman Fasel als «Highly Cited Researcher» ausgezeichnet. Der Umweltwissenschaftler Nowack leitet eine Forschungsgruppe in der Empa-Abteilung «Technologie und Gesellschaft», die unter anderem die Umweltauswirkungen verschiedener Nanomaterialien untersucht. «Man muss einfach vor den Anderen eine Idee haben, und dann etwas Umfassendes daraus machen, dann wird man viel zitiert», sagt Nowack. «Und an der Empa haben wir eine Umgebung, die uns die nötige Freiheit gibt, den eigenen Forschungs-Interessen nachzugehen – auch wenn Andere vielleicht noch gar nicht daran denken, dass man da forschen könnte.» Seine vielbeachteten Arbeiten über Mikroplastik und die Verbreitung von Nanomaterialien in der Umwelt sichern Nowack bereits zum achten Mal in Folge einen Platz auf der Rangliste.
Nanostrukturen als beliebtes Thema
Nowack's Kollege Maksym Kovalenko, der auch eine Professur an der ETH Zürich hat, erforscht neuartige Materialien für Anwendungen in der Optoelektronik und im Energiebereich. Er schaffte es alleine dieses Jahr auf fast 5'000 Verweise von anderen Forscherinnen und Forschern. Zwei seiner Arbeiten sind je über 3'000 Mal zitiert worden, was eine Ausnahme ist. Kovalenko ist zum vierten Mal unter den «Highly Cited Researchers».
Als Neuzugang konnte sich dieses Jahr auch Roman Fasel einen Platz auf der exklusiven Liste sichern. Der Empa-Forscher und Professor für Chemie, Biochemie und Pharmazie an der Universität Bern gehört mit seinem Team zu den Wegbereitern auf dem neuartigen Gebiet der sogenannten On-Surface-Synthese von kohlenstoffbasierten Nanomaterialien. Seine Arbeiten haben bereits zu mehreren Patenten geführt.
Die Auszeichnung wird jedes Jahr von dem Analyse-Unternehmen «Clarivate» herausgegeben. Um das Ranking zu erstellen, werden rund 160'000 Publikationen weltweit aus 21 Feldern der Natur- und Sozialwissenschaften herangezogen. Die Häufigkeit der Zitationen gibt Aufschluss über den Einfluss, den Forschende auf ihrem Gebiet haben. Unter den nominierten sind 24 Nobelpreisträger, fünf davon aus diesem Jahr. Nur etwa 0,05 Prozent aller wissenschaftlicher Arbeiten im Datensatz wurden mehr als 1000 Mal zitiert. Von den rund 8 Millionen Forschenden weltweit – gemäss UN-Schätzungen – gehören nur gerade 6'602 zu den «Highly Cited Researchers».
Die Schweiz auf Rang 10
2021 sind insgesamt 102 Schweizer Forschende auf der Clarivate-Liste vertreten, das sind 1,5 Prozent aller meistzitierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Schweiz liegt im Ländervergleich auf dem zehnten Platz, eine Position schlechter als noch im Vorjahr. An der Spitze der Rangliste sind schon seit Jahren die USA mit 2'622 Forschenden, oder 39,7 Prozent der ausgezeichneten Forscher. China belegt Rang zwei, mit 935 Wissenschaftlern (14,2 Prozent) gefolgt von Grossbritannien, Australien und Deutschland.
Auf die Bevölkerung angepasst verschiebt sich das Ganze ein wenig; hier führt Australien mit knapp 13 besonders einflussreichen Wissenschaftlern pro eine Million Einwohner, gefolgt von den Niederlanden (Rang 6) mit 11,87 und (ganz knapp dahinter) der Schweiz mit 11,81. Die USA kommen auf knapp 8, China wegen seiner immensen Bevölkerung nur auf 0,67 ausgezeichnete Forschende pro Million Einwohner.